Klaus, das Album ist – wie viele andere in den letzten Monaten – im Lockdown entstanden. Waren die derzeitigen Umstände für die Produktion von „A Heaz“ eher ein Vor- oder ein Nachteil?

Die Coronazeit war eigenartig. Es hat mich beim Albumprozess eingebremst, weil es während dem Lockdown schwierig war, mit mehreren Musikern gemeinsam ins Studio zu gehen. Darum habe ich als Kompromiss eine Zeitlang nur mit kleineren Besetzungen gearbeitet. Persönlich fand ich den ersten Lockdown extrem super. Keine Flugzeuge, weniger Autos und weniger Konsumzwang. Ein interessanter Aspekt in dieser Zeit war, dass man gemerkt hat, wie vieles von dem verzichtbar ist, von dem man im ersten Moment denkt, ohne dem kann ich nicht leben.

Früher war „Der Schwimmer“ ein Solo-Projekt, das mittlerweile zur vollen Band gewachsen ist. Wer ist in der aktuellen Besetzung mit dabei?

Unser vormaliger Schlagzeuger Florian Röthel ist zur derzeit sehr erfolgreichen Band „Buntspecht“ abgewandert, aber mit Florian Tuchacek haben wir schnell einen ebenbürtigen Ersatz gefunden. Zumindest der Vorname ist gleichgeblieben (schmunzelt). Dann ist noch Gottfried Gfrerer dazugekommen. Ich kenne Gottfried schon länger, und schätze ihn als Gitarrist sehr. Außerdem ist er auch ein erfolgreicher Solo-Künstler, der schon einige tolle Alben veröffentlicht hat. Die Keyboards beziehungsweise die Hammond-Orgel in meiner Band spielt Herbert Wiesenberger, und am Saxophon ist Walter Lameraner zu hören.

Vor der Veröffentlichung des neuen Albums sind bereits einige Lieder in Kombination mit dem einen oder anderen schönen Video vorab erschienen. Ich denke jetzt zum Beispiel an das Lied „Träumen, weil das ewig bleibt“. Um welches Thema geht es da?

Meine Frau und ich haben ein Haus in Kärnten und davor ist eine Wiese. Da setzen wir uns manchmal hin, trinken was und schauen einfach in die Ferne. Ab und zu sind Kühe auf der Wiese zu sehen. Bei der Umsetzung für das Artwork beziehungsweise die Animationen des Videos haben mir Martin Hebenstreit und die „Schnipselqueen“ Helga Kusolitsch sehr geholfen.

Was hat dich zu den Texten am neuen Album inspiriert?

Eine Zeit lang habe ich mich intensiv mit Countrymusik, Bluegrass und altem Rock’n’Roll beschäftigt. Sehr inspiriert hat mich das Stück „I Dream A Highway“ der US-Singer/Songwriterin Gillian Welch, das über zehn Minuten dauert. Der Song fließt wunderbar, fast hypnotisch dahin, während sich aber von der musikalischen Grundstruktur her nur wenig ändert. Deswegen habe ich in den vergangenen Monaten immer sehr lange Texte geschrieben, die ich dann letztendlich für das neue Album aber ohnehin wieder gekürzt habe.

Eine weitere Vorab-Single „Drah di um“ ist auf einem ungewöhnlichen Format erschienen …

Ja, das stimmt. Es gibt eine Firma, die bieten die Fertigung von witzigen Vinyl-Singles im Postkarten-Format an. Die Veröffentlichung ist jeweils auf 80 Stück limitiert. Jedes Exemplar ist quasi ein Sammlerstück.

Auch zum Song „Der Ballon“ existiert ein kreativ-gestaltetes Video. Um was geht s in diesem Lied?

Eigentlich um nichts Besonderes. Ein Ballon steigt in den Himmel auf, macht eine Reise und geht dann irgendwann wieder zu Boden. Ich wollte mich mit diesem Text bewusst dagegen wehren, dass in unserer modernen Gesellschaft alles so funktional ist, beziehungsweise alles ein Ergebnis haben muss. Darum passiert in diesem Text einfach mal nichts. Für das Video gab es eine tolle Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Raja Schwahn-Reichmann.

Wie kam es zu dieser Kooperation?

Raja ist eine tolle Malerin, die sich in Wien für eine Renaissance der antiken Orgien und Mysterien sowie der barocken Feste einsetzt. Sie ist außerdem eine passionierte Sammlerin von historischen Trachten und Kostümen. Raja erschafft Installationen, die uns in die Antike und den Barock versetzen. Als 2007 bekannt wurde, dass im Augarten der Muth-Konzertsaal angesiedelt werden soll, war Raja 2007 sehr intensiv im Widerstand gegen dieses Bauvorhaben aktiv. Für das Video hat Raja mich selbst in einem Ballon gemalt, und das haben wir im Video verwendet. Das überlebensgroße Bild hat sie mir sogar geschenkt und deshalb hatte es bei der CD-Präsentation in der Kulturtankstelle Ottakring im November auch einen Ehrenplatz neben der Bühne.

Arbeitest du prinzipiell gerne mit bildenden KünstlerInnen zusammen?

Ja, sehr gerne. Für mich sind Künstler und Künstlerinnen das Salz der Erde, alles andere zählt nicht!

Wie ist eigentlich dein Künstlername „Der Schwimmer“ entstanden?

Dazu hat mich ein Film mit Burt Lancaster aus dem Jahr 1968 (Originaltitel: „The Swimmer“) inspiriert. Regie haben Frank Perry und Sydney Pollack geführt. Man könnte den Film als sensible Studie eines am Leben gescheiterten Menschen beschreiben. Das Ganze ist eine recht schräge Geschichte, die mich sehr berührt hat. Den Titel habe ich im Hinterkopf abgespeichert und später als meinen Künstlernamen verwendet.

Du betreibst mit dem Musiker Norbert Trummer auch ein Projekt namens „Hirsch Fisch“. Bitte erzähle etwas darüber?

Norbert kenne ich noch von unserer früheren Band „Scheffenbichler“, da waren auch noch Dieter Preisl und Paul Pfaffenbichler dabei. Wir haben uns nach einer Figur aus dem Roman „Hotel Savoy“ von Joseph Roth benannt. Wir verwenden viele akustische Instrumente wie Banjo, Ukulele, Dobro oder Akkordeon. Bei Hirsch Fisch liefert Norbert die Texte, ich bin für die Arrangements zuständig. Unser aktuelles Album heißt „In da Nocht“. Für einige Zeit habe ich gemeinsam mit meiner Frau auch eine Bluegrass-Band betrieben.

Zurück zu deinem neuen Album „A Heaz“. Dieses ist auch in einer schönen LP-Ausgabe mit Klappcover erhältlich. Warum war es dir wichtig, dass dein Album auch auf Vinyl erscheint?

Weil ich selbst auch am liebsten analoge Tonträger kaufe. Nur auf CD oder digital zu veröffentlichen, finde ich langweilig. Ich mag das Haptische an einer Platte, die kann man anschauen und in die Hand nehmen. Für das Cover des Albums haben wir ein Bild der Malerin Heidrun Widmoser verwendet.

Du bist nicht zuletzt auch ein aufmerksamer Beobachter der aktuellen Politik. Was hältst du von den „Fridays for future“-Protesten junger Leute?

Ich finde das toll, aber gleichzeitig sehr peinlich für meine Generation, dass quasi unsere Kinder auf die Straße gehen müssen, um etwas einzufordern, für das eigentlich wir verantwortlich wären. 

Zur Person: Klaus Tschabitzer stammt aus Judenburg und betreibt seit 20 Jahren das Projekt „Der Schwimmer“. Davor war er in Bands wie „Tangoboys“, „Scheffenbichler“ und „Salon Loisitschek“ aktiv. In den letzten Jahren hat sich Klaus Tschabitzer vorrangig dem mit Norbert Trummer betriebenen Duo „Hirsch Fisch“ gewidmet. Zum Jubiläum erscheint nun das Album „A Heaz“ sowohl auf Vinyl als auch auf CD.

http://www.schwimmer.at/schwimmer/schwimmer.html

Titelbild: Cover. Gestaltung von Heidrun Widmoser




Geschrieben von Robert Fischer